Lesestoff

Auszug aus: Die Fellofanten – Chaoskatzenkompanie

Eine ganz normale Nacht I

Kaum will ich meinen müden Körper ins Bett wuchten, finden sich dort sofort verschiedene Fellofanten ein. Die weisen mich sehr dezent, aber bestimmt darauf hin, dass das Bett ihr natürliches angestammtes Habitat ist, und ich einen Gästeausweis in dreifacher Ausfertigung vorzuweisen habe, bevor ich überhaupt einen Blick aus dem Augenwinkel auf das Objekt der Begierde – mein Kopfkissen – werfen darf.

Nun ja, meinen Gästeausweis habe ich anscheinend mal wieder verlegt, zumindest ist er nicht im Schlafdress zu finden. Mit den Chefverhandlern der Fellofantengang kann ich mich nach einem gefühlt stundenlangen Disput auf ein „Okay – aber nur, wenn es morgen Leckerlis in dreifacher Menge für alle gibt!“ einigen und mein müdes Haupt inklusive Restkörper ins Bett werfen. Dort finden sich nicht nur Reste von angekauten Leckerlis, Katzenstreu, meine verzweifelt gesuchte Socke, nein, auch noch jede Menge Fellofantenwollmäuse. Die lieben Miezekatzen wollen ihrer Mama, die ja anscheinend milimeterknapp am „geistig minderbemittelt“-Stempel vorbeigeschrammt ist, noch zusätzlich das Bett auspolstern.

Okay, Zeit für die Schlafvorbereitungen. Katzenkotze: nein, undefinierbares Etwas: nein, Frau: noch nicht, Katzen: irgendwo im Orbit. Das ändert sich natürlich sofort, als ich meine bevorzugte Schlafposition einnehmen will. Miss Moeple kann sich nicht für eine Seite des Kopfkissens entscheiden; Herr Schmusebert weiß auch noch nicht, ob er mir lieber die Füße wärmen oder doch Schal spielen soll, und Merlin liegt noch scheinbar unbeteiligt und uninteressiert auf dem Kratzbaum. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Herr Schmusebert, Miss Moeple und ich haben uns mittlerweile irgendwie im Bett arrangiert. Ich trage nun ein Miss-Moeple-Hütchen und einen Herrn-Schmusebert-Schal. Das wird bestimmt der trendigste Look im nächsten Winter bei Katzenbesitzern werden. Phantomkater Merlin macht seinem Namen alle Ehre und ist wie vom Erdboden verschluckt. Oh uh, mir schwant nichts Gutes. Den Kampf gegen das Sandkätzchen verliere ich aber trotz aller Besorgnis, und schlummere ein.

Irgendwann in der Nacht wache ich schweißgebadet auf: Sehen kann ich nichts, weil mein Miss-Moeple-Hütchen es sich auf meiner Denkerstirn inklusive Augen bequem gemacht hat. Und mein dekorativer Herr-Schmusebert-Schal ist irgendwie zur gefürchteten roten Schmusebertboa Constricta mutiert. Ich bin kurz vor Schnappatmung.

Dazu gesellt sich noch das wohlige Gefühl, einen ausgewachsenen Fellofanten mit sehr spitzen Krallen, Mundgeruch und einem nassen Waschlappen in der Größe eines Badetuches und der Beschaffenheit eines grobkörnigen Schleifpapiers auf der Brust liegen zu haben. Sehen kann ich immer noch nichts, aber ich schlussfolgere rasiermesserscharf, dass es sich um den gesuchten Phantomkater Merlin handelt. Hingebungsvoll beginne ich das zu streicheln, was ich für die Nase des Katzentieres halte – bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich urplötzlich ein buschiges Etwas ertaste. Und selbst mir ist die Anatomie eines Fellofanten in groben Zügen bekannt: anscheinend habe ich die ganze Zeit nicht das Vorderteil der Plüschkugel gestreichelt!

Meine Frau hat mittlerweile auch den Weg ins Bett gefunden und ist bereits selig eingeschnarcht. Heute steht auf dem Programm ihr weltberühmtes Schnarchkonzert No. 8 in Hoch- und Tieflage inklusive Kreischsäge. Ich lausche ergriffen, obwohl ich – zusätzlich zu den Fellofanten – mittlerweile gefühlt auf einem sehr bequemen Nagelbrett der Marke „Öko 2022“ liege. Verdammtes Holzkatzenstreu! Morgen gibt’s einen mit dem Sauger, jawohl!

Von diesem musikalischen Meisterwerk fühlt sich anscheinend Apportierkatze Bailey herausgefordert und startet ihren lieblichen Sopran mit der „Mama-guck-mal-was-ich-für-dich-hier-hab!“-Arie. Geschmälert wird dieser musikalische Hochgenuss durch das zu apportierende Gut, welches wie ein Schalldämpfer wirkt. Gott sei Dank, sonst verginge ich wohl vor lauter Bewunderung! Welch musikalischer Genuss um 3 Uhr 30 morgens. Ich bin starr und sprachlos vor lauter Begeisterung. Ich befinde mich sozusagen in einer Art musikalischer Schockstarre. Sandkatze, zu Hülf, denn zu viel Kulturgenuss ist ja bekanntermaßen auch nicht der Gesundheit zuträglich.

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Auszug aus: Neues von den Fellofanten (inne Mache)

Die Fellofanten feiern Weihnachten

Die Weihnachtszeit steht vor der Tür – zwar nicht unbedingt überraschend, aber wie jedes Jahr doch irgendwie unverhofft. Da heißt es dann wieder, sich auf die alte, klapprige Leiter zu schwingen und die zentnerschweren Kartons mit der Weihnachtsdekoration aus dem Schrank zu wuchten. Diese werden dann ins Wohnzimmer verfrachtet und unter großem Interesse seitens der Fellofanten geöffnet. Um nicht jedes Jahr einen neuen Baum kaufen zu müssen, und an diesem dann – wie es schon Annodazumal die Äste per Hand zu versetzen, damit die lichte Fichte aussieht wie ein üppiger Weihnachtsbaum, hatten wir uns extra einen künstlichen Weihnachtsbaum angeschafft, der auch tatsächlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem natürlichen Nadelholzgewächs aufwies.

Herr Schmusebert ist seines Zeichens unsere hochqualifizierte Auspackhilfe. Jeder noch so kleine Strohstern, jedes Kügelchen und jeder Wichtel wird von ihm höchstselbst einer gründlichen Inspektion unterzogen, beschnuppert und ausgiebig beschmust. Vorher kommt hier nichts an den Baum! Besteht ein Gegenstand diesen Katzen-TÜV nicht, muss er umgehend wieder in die Kartons mit der Weihnachtsdekoration zurückgelegt werden.

Noch nicht ganz im Hier und Jetzt angekommen, schlurfe ich – angetan mit meinen Merinowollklumpfusshausschuhen und bewaffnet mit einem Kaffee – ins Wohnzimmer und zwinkere den Weihnachtsbaum an. Der Baum zwinkert zurück. Ich zwinkere nochmals. Das Zwinkern wird erwidert. Bahnt sich hier etwa eine Freundschaft an? Gestatten, das ist mein neuer Freund, der künstliche Weihnachtsbaum?

Bei genauerem Hinsehen kann ich zwischen der üppigen, so mühevoll angebrachten Dekoration zwei grüne Augenpaare ausmachen, ebenso wie den dazugehörigen Rest. Whiskey und Bailey haben es sich in den Zweigen des künstlichen Baumes gemütlich gemacht. Der hat mit dieser zusätzlichen Last arg zu kämpfen, hängen doch statt filigraner Weihnachtsstrohsterne zwei stattliche Fellofanten mit einem Kampfgewicht von vier bis sechs Kilo in seinen fragilen Metallästchen. Die zwei Weihnachtsengel in Ausbildung und die Schwerkraft fordern ihren Tribut: die belagerten Äste biegen sich bedrohlich nach unten. Grazil lassen sich die beiden Katzentiere aus dem Baum gleiten und mich mit dem sich ankündigenden Unheil allein. Die plötzlich von dem Zusatzgewicht befreiten Äste biegen sich nun nicht mehr nach unten durch, sondern schnellen nach oben, und werfen dabei jegliche Weihnachtsdekoration von sich. Das Ganze übt einen Dominoeffekt aus: auch die übrigen Zweige schnellen abrupt nach oben und entledigen sich jeglicher Weihnachtsdekoration. Diese wird in Richtung der 2,70 Meter hohen Zimmerdecke katapultiert, während ich dem ganzen Schauspiel gebannt mit den Augen folge. Oben angekommen, drehen sich Wichtel, Strohsterne und LED-Lichtschlauch einmal um die eigene Achse, um dann in Richtung Erdboden hinabzufallen, und natürlich auf mir zu landen. Christbaumkugeln hängen sich an meine Ohren, der LED-Lichtschlauch umwickelt mich von oben bis unten, Strohsterne hängen in meiner Vogelnestfrisur. Als Krönung landet noch die weinrote Christbaumspitze auf meinem wirren Haupt. Ich könnte mich – derart ausstaffiert – als Aushilfstannenbaum entweder ins Wohnzimmerfenster oder auch in den schneebedeckten Garten stellen. Ein Hingucker bin ich allemal. Mit sorgenumfurchter Stirn beschaue ich mich und das Desaster, denn das, was einst aussah wie eine echte, stolze und üppige Nordmanntanne, sieht nun aus wie eine Mischung aus zarter, unbelaubter Birke und einem gerupften Huhn. Hier und da hängt noch ein einsamer Strohstern. Und es sind nur noch vier Tage bis Weihnachten, da ist an einen Ersatztannenbaum nicht zu denken.

Meine treue Haushaltshilfe Bailey spürt mein Dilemma, und apportiert mir aus allen Himmelsrichtungen Ersatzweihnachtsdekoration an. Und so finden neben vereinzelten Weihnachtskugeln, Strohsternen und Wichteln auch zwei Flummis, einige Socken und Katzenspielzeug ihren Weg an den Weihnachtsbaum. Als Krönung und Ersatz für den LED-Lichtschlauch favorisiert Bailey den drei Meter fünfzig langen Zugluftstopper in Form einer bunten Schlange. Sie unterstützt mich ebenfalls tatkräftig bei der Dekoration der Weihnachtskrippe. Das Ensemble besteht nun aus einer Socke (Josef), einem Topflappen (Maria), und einer Spielzeugmaus (Jesus). Der Ochse hat ihr wohl nicht gefallen, denn er ist gänzlich verschwunden, während der Esel durch ein Baldriankissen ersetzt worden ist. Ich bin jetzt schon gespannt, wen Bailey als Ersatz für die drei Könige finden wird. Nur die Hirten samt Schafen stehen ein wenig verloren in der Gegend herum, und harren der Dinge, die da kommen werden.

Zumindest haben wir dieses Jahr eine extraordinäre Weihnachtsdekoration!

Die Geschenke einpacken

Nach dem alljährlichen recht kurzfristigen Einkauf diverser Geschenke müssen diese auch noch ordnungsgemäß verpackt werden. Dazu gehören neben Unmengen von Rollen an weihnachtlichem Geschenkpapier rollenweise Tesafilm, buntes Geschenkband, Ruhe und natürlich Fellofanten. Um wenigstens ein wenig Muße zum Einpacken zu haben, drapiere ich mich mitsamt Zubehör auf mein Bett im Schlafzimmer. Wie aus dem Nichts leisten mir die beiden Schlafzimmerkatzen Merlin und Miss Moeple Gesellschaft, dicht gefolgt von Herr Schmusebert. Dieser steht mir auch hier wieder bei der Auswahl von Geschenkpapier und Geschenkband mit Rat und Tat zur Seite. Zum Glück haben alle von mir besorgten Geschenke bereits vorher den „Jack-Check“ erfolgreich durchlaufen. Das Weihnachtspapier wird nicht nur beschnuppert und ausgiebig beschmust, sondern von den dreien auch einem ausführlichen Krallenhaltbarkeitstest unterzogen. Nur Geschenkpapierbögen, die diesen Test bestehen, kommen in die nähere Auswahl als Verpackungsmaterial. Der Krallenhaltbarkeitstest geht folgendermaßen vonstatten: Ich rolle ein Stück Geschenkpapier von der Rolle, um es abzuschneiden. Währenddessen prüfen alle drei Fellofanten zeitgleich an unterschiedlichsten Stellen des Papiers dessen Haltbarkeit, indem sie mit ausgefahrenen Krallen darauf hauen. Reißt das Papier direkt bei der ersten Berührung, ist es aus Sicht der Katzenbande gar nicht erst als weihnachtswürdiges Verpackungsmaterial geeignet. Miss Moeple hat zudem noch die ehrenvolle Aufgabe übernommen, das auf einer Rolle aufgerollte Geschenkband einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Jedes noch so kleine Stückchen Band wird von ihr genauestens beäugt und dann sorgsam erst um die eine, dann um die andere Pfote gewickelt, danach wird herzhaft hineingebissen. Nach dem soundsovielten Test verliert Miss Moeple allerdings den Fokus auf die ihr gestellte Aufgabe völlig aus den Augen. Dies endet damit, dass die grazile graue Katzendame in gefühlte 10 Meter goldgelbes Geschenkband eingerollt ist, welches hervorragend mit ihren bernsteinfarbenen Augen harmoniert. Merlin hat es sich derweil auf einem der ausgerollten und bereits perfekt zugeschnittenen Geschenkpapierbogenteile bequem gemacht, während Herr Schmusebert die Tesafilmrolle als neuestes Spielzeug für sich entdeckt hat. Zielsicher schießt er unter Einsatz seiner vier Pfoten das Klebeband unter den Schrank, natürlich bis hinten an die Wand. Mit ihm als Mittelstürmer würde auch die allerletzte Gurkentruppe spielend leicht den Einzug in die nächste Fußball-Weltmeisterschaft bewältigen können. Mit einem Besen bewaffnet robbe ich auf dem Boden umher, und versuche, das dringend benötigte Utensil wieder herbeizuschaffen. Uralten Katzengesetzen folgend befördere ich zunächst Unmengen an Katzenspielzeug sowie diverse Topflappen und Socken zu Tage, ganz zu schweigen von Katzenkotzebröckchen, angekauten Leckerchen, Katzenstreu und Wollmäusen. Schlussendlich habe ich das heißersehnte Tesafilm am Haken. Danach steht die Befreiung von Miss Moeple an, ohne dabei die Geschenkbandrolle völlig zu zerstören, denn schließlich ist es die Einzige, die ich noch finden konnte. Mangels Miss Moeples Mitarbeit gestaltet sich dieses Unterfangen aber mehr als schwierig, da sie das Ganze für ein tolles Spiel hält, mit dem man den Dosenöffner stundenlang beschäftigen kann. Zwischendrin versuche ich, Merlin durch Beschmusen, Bitten und Betteln vom Geschenkpapierzuschnitt zu bekommen. Doch alle Mühe ist vergebens, erst durch den sofortigen Einsatz diverser Leckerchen und Thunfisch sind die drei Schlafzimmerkatzen zu befrieden, und lassen mich mit dem weihnachtlichen Pandämonium in Perfektion in Ruhe. Dieser Teil der Weihnachtsvorbereitungen wäre also auch geschafft!

Das Weihnachtsessen

Ein Festschmaus für mein angetrautes Eheweib und mich schwebt mir vor, und Thunfisch und Huhn für die Katzenbande. Ein selbstgezaubertes Boef Bourgignon mit Knödeln, Kartoffelstampf und Rotkohl soll es werden, mitsamt einer Vorsuppe und einem weihnachtlichen Dessert. Eingekauft ist bereits alles und der Rinderschmorbraten seit zwei Tagen eingelegt. Zeit, etwas aus den Zutaten zu zaubern! In Windeseile werden Kartoffeln geschält und im automatischen Küchenknecht gekocht. Auch die Zubereitung vom Kartoffelstampf geht mir dank meines Technikwichtels flott von der Hand. Zwiebeln häckseln, ab in den Topf, mit den Zwiebeln um die Wette schwitzen, fertig. Rotwein und Gewürze gesellen sich zu der wunderbar duftenden Sauce. Genauestens kontrolliere ich, ob dieses Mal auch der Spritzschutz am hochtechnischen Küchengerät ordnungsgemäß montiert ist und meine Haushaltshilfe Bailey nicht wieder irgendwelchen Firlefanz mit den Einstellungen des Apparates veranstaltet hat.

Ich öffne den Kühlschrank, um das eingelegte Rind herauszunehmen und es seiner Verarbeitung zuzuführen. Doch da, wo die beiden Dosen mit dem eingelegten Braten sein sollten, gähnt mich ein riesengroßes Nichts an. Rein gar nichts zu sehen vom ersehnten Stück Fleisch. Das Nichts nichtet ja, aber lässt es auch einen 2,5 kg schweren Rinderbraten einfach so verschwinden? So wie es aussieht, ist im Kühlschrank jedenfalls statt Boef Bourguignon „Verlorenes Rind nach Urgroßomas Originalrezept“ angesagt. Das ruft den Supermeisterdetektiv in mir wach. Genauestens nehme ich die entsprechenden Fächer des Kühlschranks in Augenschein, und entdecke doch tatsächlich mit Hilfe meiner Supermeisterdetektivlupe winzig kleine Plastikteilchen, die verdächtig nach den beiden gesuchten Aufbewahrungsdosen aussehen. Eine Spur führt unter die Couch ins Wohnzimmer, eine andere direkt unter die Betten im Schlafzimmer, einige wenige Teilchen finden sich auf dem Kratzbaum in der Küche, auf welchem Mim residiert. Von Dosen, Fellofanten und Braten ist weiterhin nichts zu sehen. Gewappnet mit Lupe und Stirnlampe robbe ich auf dem Teppich im Wohnzimmer umher und spähe unter die Couch. Unter der ersten sehe ich nur meine beiden Technikwichtel Saugi und Wischi, die den Schlaf der gerechten Roboter schlafen, und auf ihren Einsatz warten. Unter Couch Nr. 2 liegen tatsächlich einige Plastiksplitter der Frischhaltedosen, und zwei Paar schläfrige grüne und ein Paar bernsteinfarbene Katzenaugen blinzeln mich an. Vom Rinderbraten fehlt immer noch jede Spur. Wie ein Bluthund, der eine Fährte aufnimmt, folge ich der Plastikteilchenspur ins Schlafzimmer, und untersuche den gefliesten Boden unter dem Schrank. Doch bis auf Socken, Leckerchen und erneute Wollmäuse ist hier nichts zu sichten. Dann wende ich mich dem Bereich unter den Betten zu, und finde das gleiche Bild vor wie im Wohnzimmer: Plastikteilchen, kein Braten, dafür aber schläfrig-blinzelnde Samtpfoten. Wieder in der Küche angekommen, setze ich mühselig bei einem Kaffee alle Puzzleteilchen zusammen: pappsatte Katzentiere, Plastiksplitter, kein Braten im Kühlschrank. Alles sieht danach aus, als ob die Katzenbande zusammengearbeitet hätte, um den Kühlschrank leerzuräumen. Als größter im Bunde hat vermutlich Whiskey es geschafft, von der Arbeitsplatte aus den Griff des kürzlich neu angeschafften Retrokühlschranks hinunter zu drücken und so die Tür zu öffnen, während der Rest der Fellofanten die beiden Dosen abtransportiert, geöffnet und den Inhalt gemeinschaftlich verteilt hat. Offensichtlich haben die Fellnasen unseren Vorsatz, künftig weniger Fleisch zu konsumieren, für uns konsequent in die Tat umgesetzt!

Also ist wieder einmal das kochtechnische Improvisationstalent des mir angetrauten Eheweibs gefragt, um das Weihnachtsessen noch zu retten. Wir als echte „Pottblagen“ haben natürlich immer eine Packung der speziellen Bochumer Bratwurstmarke im Tiefkühler. Also gibt es nun kurzerhand statt Boef bourgignon eine „Bochumer Bratwurst Bourgignon“ mit einer exzellenten Rotweinsauce, Knödeln, Kartoffelstampf und Rotkraut. Das stellt auch den wählerischsten Gourmetgaumen weihnachtlich-zufrieden. Glücklicherweise haben die Fellofanten uns die Vorsuppe und den Nachtisch übriggelassen, und so steht dem weihnachtlichen Festmahl letztendlich nichts mehr im Wege.